Hanfanbau

Faserhanf vs. Samenhanf
Informationen für Landwirte
Winterhanf?

Hanf, Cannabis sativa L., ist eine einjährige Nutzpflanze mit buschigem Wuchs, zweikeimblättrig und zweihäusig. Die ausgeprägte Pfahlwurzel durchdringt wassersuchend auch schwere Böden. Der landwirtschaftliche Anbau unterdrückt durch dichtere Saat die Verzweigung, wodurch er zu einem geraden, schlanken und unverzweigtem Wuchs gezwungen wird.

Anbau und Pflege

Standort

bevorzugt tiefgründige, humose und N-reiche Böden mit guter Wasserversorgung;
reagiert empfindlich auf Bodenverdichtungen und Staunässe;
auf anmoorigen Standorten, auf Mergelböden, auf stark lehmigen Sanden

Saatbett

feuchtigkeitsbewahrende Saatbettbereitung im Frühjahr;
feinkrümelig und rückverfestigt;
je feinkrümeliger um so besser

Aussaat

März / so früh wie möglich
50 kg/ha; min. 250 keimfähige Körner/m²;
Saattiefe: 3 cm mit üblichen Drillmaschinen;
verträgt geringe Nachtfröste;

Düngung

Grunddüngung zur Aussaat; alternativ: Gülledüngung im Herbst;
KEINEN Pflanzenschutz!

Größe

3 bis 4 m hoch; auf Niedermoorböden bis zu 5 m

Ernte

Schneiden und Schwadablage im August;
Schwaddrusch im September;
Pressen im Oktober;

Die "Alten" berichteten, dass man (früher) die Garben 15 Tage in Hocken / Puppen stehen lassen musste und es sollte min 1 Mal rauf regnen, um die Samenreife zu erlangen.
Unsere Erfahrung lehrte uns min 14 Tage.

Der heute in Westeuropa mitunter übliche Direktdrusch ist zwar kostengünstig, mindert aber die Samenqualität, da zu jedem Erntezeitpunkt die Rispen sowohl reife als auch grüne=unreife Samen enthalten. Reife Samen fallen schnell aus. In Deutschland gesellt sich beim Direktdrusch das Problem des Druschzeitfensters, da bei Wuchshöhen ab 3 m die Samenreife erst Ende September beginnt und ab Mitte Oktober das Pressen des Hanfstrohs kaum noch möglich ist.

Röste

Feldröste: 2 bis 4 Wochen auf dem Acker (Schwadröste durch Regen oder Tau)

Fruchtfolge

selbstverträglich; - sehr gute Vorfrucht vor Weizen; - bereinigt den Standort;

Bei 90-92% gemessener Keimfähigkeit und einer Aussaatstärke von 50 kg/ha, also ca. 250 keimfähigen Körnern/m², etablieren sich nur ca. 200 Keimpflanzen, die sich während der Vegetationsperiode auf 140-160 Pflanzen reduzieren. Bei geringeren Aussaatstärken bereitet die Ernte allergrößte Schwierigkeiten.

Trockenheit

Hanf benötigt ausreichend Wasser. Da Hanf aber eine lange Pfahlwurzel ausbildet, muss der Niederschlag nicht gleich verteilt fallen, da er sich in trockenen Perioden aus tieferen Schichten versorgen kann. Ein dichter Pflanzenbestand beschattet bereits Ende Mai vollständig den Boden und schützt so vor dessen Austrocknung. Bei Frühjahres-Trockenheit oder Frühsommer-Trockenheit über April, Mai, Juni hilft nur: Frühe Aussaat.

kasachisches Prinzip

Hanf kommt botanisch aus Kasachstan. Im Winter -40 °C, im Sommer +40°C. Der kasachische Sommer kennt keinen Regen.
Das kasachische Prinzip bedeutet: Säen, unmittelbar nachdem der Frost aufgetaut und sobald der Traktor nicht mehr auf dem Acker einsinkt! Keinen Tag warten!
Wenn die Winterfeuchtigkeit rasch sinkt, dann wächst die Wurzel des Hanfes sehr schnell mit, mitunter mehrere Meter tief.
Wenn jedoch die Winterfeuchtigkeit sinkt, bevor sich ein Wurzelsystem ausprägen konnten, und wenn der Mai trocken bleibt, ist eine Missernte wahrscheinlich.

frühe Aussaat

Da die letzten Jahre von extremer Frühsommertrockenheit geprägt waren, erwies sich eine frühe Aussaat als um so wichtiger. Sobald die Maschinen auf den Acker können, sollte das Saatbett bereitet und sofort gedrillt werden. Pflügen möglichst schon im Herbst, nicht im Frühjahr. So kann die Nässe des Winters von der jungen Hanfsaat genutzt werden, bis sich ihre Wurzeln in tiefere Schichten ausgebildet haben.
Frostschäden konnten wir in den letzten 20 Jahren NICHT beobachten.

Ernte

Die Ernte erfolgt in drei Schritten:

  1. Schwadmahd: Die 4 m hohen Pflanzen werden grün im August mit Spezialkombines gemähd, wobei die Stängel auf ca. 1 m eingekürzt werden. Das Erntegut wird im Schwad zum Trocknen abgelegt.

  2. Schwaddrusch: Mit Spezialmähdreschern wird das trockene Erntegut entsamt. Es wird erneut im Schwad abgelegt. Diesmal für die Röste.

  3. Pressen: Nach der Röste (3-4 Wochen) wird mit Großballenpressen das Erntegut verpresst. Dabei sind nur Pressen geeignet, die keine Zusatzaggregate zum Schneiden besitzt.

Röste

Die Röste ist ein komplexer mikrobiologischer Prozess, der mehrere Wochen dauert und bei dem Lignin und Pektine abgebaut werden. Damit lassen sich Holzanteile des Stängels besser von den Fasern trennen. Außerdem zerfasern die Bastfaserbündel besser. Nebenbei wird sowohl das Hanfstroh als auch das Fasermaterial weicher und flexibler. Gut gerösteter Hanf ist grau bis dunkelgrau (hier gezeigt nach einfachem Brechen mit der Hand):

Winterhanf

Wird der Hanf sehr spät gedrillt (gesät) und bleibt dieser über den Winter entweder im hohen Schwad liegen oder bleibt auf ungeschnitten stehen, um im frostigen Februar oder in den ersten Frühlingstagen geschnitten und gepresst zu werden, so spricht man von "Winterhanf". Für manch einen Nebenerwerbslandwirt ist das eine Ausrede für "nicht mehr geschafft". Wir jedoch machen es bewusst jedes Jahr auf einer sehr kleinen Fläche, um aus diesem "Winterhanf" unsere Kalfaterfaser herzustellen. Bis auf eine sehr kleine Fläche für solche Spezialprodukte wie Kalfaterfaser ist dieser "Winterhanf" jedoch möglichst zu vermeiden.

Blücher II vor dem Hanffeld Schneiden mit Blücher II Schwadriffel mit HEM 210 Pressen des Hanfstrohs  Pressen des Hanfstrohs  Pressen des Hanfstrohs  Pressen des Hanfstrohs  Pressen des Hanfstrohs  Auch im schneefreien Frost kann Hanf gepresst werden.  schließlich wird das Hanfstroh zur Fabrik gebracht unter Dach über den Winter gelagert