Hanffaser ist nicht gleich Stopfhanf.

Es gibt Stopfhanf-Dämmwolle, es gibt Hochleistungshanfbast für anspruchsvolle Verbundwerkstoffe (CFK/GFK-Ersatz), es gibt hochfeste und feinste Hanffasern für Bekleidungstextilien, hochfeste und grobe Hanffasern für Stricke und Seile, aber es gibt auch Hanfwerg minderer Qualität, es gibt Hanf-Vliesfasern für die Automobilindustrie, Hanffasern für Zellstoff und Papier und noch viele andere Hanffaser-Qualitäten.

Unterschied Stopfhanf % Dichthanf?
Die Normalverdichtung von Stopfhanf beträgt 50 kg/m³. Stopfhanf hat ein sehr großes Rückstellmoment. Versucht man Stopfhanf fest zu verdichten, "federt" er zurück.

Die Normalverdichtung von Dichthanf beträgt 125 kg/m³. Dichthanf dient der luftdichten Füllung von Fugen und Spalten. Er kann mit Kraftanstrengung auf bis zu 200 kg/m² verdichtet werden, folglich ist sein Rückstellmoment sehr gering.

Dichthanf ist nicht als Stopfhanf-Dämmwolle geeigent.
Stopfhanf-Dämmwolle ist nicht als Dichthanf geeigent.


Es gibt leider Betrüger im online-Handel, die irgendwelche Fasern als Stopfhanf-Dämmwolle bezeichnen.
Infolge dessen gab es bereits Bauschäden durch das Zusammensacken unqualifizierten Faser. Zusammengesackte Dämmung bedeutet schnell: Anfall von Feuchtigkeit und Nässe.


unterschiedliche Einbaudichte

Es gibt viele verschiedene Hanffaser-Konfektionen. Teure und auch sehr billige. Einem Laien fällt die Unterscheidung mitunter schwer. Stopfhanf ST50 ist eine speziell konfektionierte Hanffaser.

Andere Konfektionen der Hanf-Dämmstofffaser haben andere Einbaudichten:

  • Stopfhanf ST50 HDW: 50 kg/m³
  • Schütthanf FS60 HDW: 60 kg/m³
  • Dichthanf KF125: 125 kg/m³

Achtung: Es gibt auf dem Markt "Umetikettierer" und "Umverpacker" die entweder inkompetent oder mutwillig Materialien austauschen oder gar brüchige Hanffasern (Hammermühlenfaser für die Zellstoffherstellung) hinzumischen.

Wer billigen Zellstoffhanf oder Zumischfasern (z.B. für PES- oder PP-Vliese) umetikettiert oder umverpackt, wird deren Setzung erleben müssen.

Was wäre die Folge der Verwendung ungeeigneter Hanffaser?
Innerhalb von Monaten sackt die falsche Dämmung zusammen. Überrösteter, brüchiger oder zerrissener Faser fehlt das Rückstellmoment


Prinzipiell gibt es 3 Techniken der Hanf- und Flachsverarbeitung:

  1. Das Schälen der Einzelstängel
  2. Das Brechen oder Knicken der Stängel und das anschließende Schwingen
  3. Das Zerschlagen der Stängel im Prallaufschluss oder in Hammermühlen

Das Schälen lassen wir hier mal außen vor.

Das Brechen und Schwingen liefert Langfasern, je nach Technik und Aufwand parallele oder nicht parallele. Mit diesen klassischen Verfahren können feinste Bekleidungstextilien, hochfeste Fasern für Verbundwerkstoffe oder Fasern mit hohem Rückstellmoment gewonnen werden.

Die Technologie des Prallaufschlusses mittels Hammermühle oder ähnliches ist hingegen viel billiger. Mit dem Prall, Prallgegenstrom oder Hammeraufschlag wird Zerstörungsenergie in den Hanf oder Flachs eingetragen, wobei die Struktur zerschlagen wird. Vorteile der Strukturzerschlagung sind Abtrennen, Kürzen und Brüchigmachen der Fasern. Die Zerstörung der Struktur bezeichnet man als Impactschädigung.
Brüchige Hammermühlenfasern haben nur sehr geringere Festigkeitslängen von mitunter wenigen mm und ein nur noch sehr kleines Rückstellmoment.

Das geringe Rückstellmoment ist vorteilhaft in der Zellstoff- und Papierherstellung. Das ist auch die Hauptanwendung der Hammermühlenfaser. Als Zumischung in Kunststoffmatten eignet sich diese Faser ebenfalls, da brüchige Hanffasern die thermoplastische Verarbeitbarkeit der Kunststoffmatten kaum beeinflussen.

Als Stopfhanf im Sinne einer Wärmedämmung sind diese Hammermühlenfasern nicht geeignet, denn um einen Dämmraum zu füllen fehlt das Rückstellmoment, das Setzen zu verhindern.


Wie erkennt man unqualifiziertes Material?

Unqualifiziertes Fasermaterial, was eigentlich zB. für die Zellstoff- und Papierherstellung vorgesehen war, umetikettiert oder umverpackt erkennt man, wenn man für eine Probekiste das Volumen V (zB. V = 100 Liter = 0,1 m³) ausrechnet, dann die Menge m = V * 50 kg/m³ ermittelt (zB. m = 0,1 m³ * 50 kg/m³ = 5 kg). Die 5 kg des Fasermaterials müssen in die Kiste so gestopft/geklemmt werden, so dass diese leicht wieder heraus drückt. Dieses Herausdrücken resultiert aus dem notwendigen Rückstellmoment. Wenn dieses nicht geschieht, dann hilft nur: Marktüberwachung.

(Quelle: https://www.dibt.de/de/wir-bieten/marktueberwachung ) "In Deutschland liegt die Zuständigkeit für die Überwachung von harmonisierten Bauprodukten bei den Bundesländern. Wenn sich bei den Kontrollen ein Verdacht auf materielle Abweichungen ergibt, geben sie die weitere Bearbeitung an das DIBt als gemeinsame Marktüberwachungsbehörde ab. [...] Bei der "reaktiven Marktüberwachung" reagieren die zuständigen Behörden auf Schadensberichte, Anzeigen und Beschwerden zu harmonisierten Bauprodukten. [...]